WAS SIND BLOCKADEN?
Immer wieder ist im Kontext moderner Therapie die Rede von Blockaden. Aber was genau sind Blockaden, wie entstehen diese? Und wie kann man sie nachhaltig therapieren?
Um ein besseres Grundverständnis zu diesem Thema zu bekommen, sollten wir vielleicht mit einem kurzen Exkurs zum Thema “wie funktionieren Gelenke” beginnen.
Ein Gelenk besteht aus mindestens zwei Knochen, die durch ihre Form funktionell optimal zusammen passen. Jeder Knochen bildet also eine eigene Gelenkfläche aus, die kongruent zu der Gelenkfläche des benachbarten Knochen passt.
Durch diese beiden Knochen (es gibt auch Gelenke mit mehr knöchernen Verbindungen) kann sich ein Gelenk bewegen und Kräfte optimal tolerieren.
Der Körper registriert Fehlfunktionen mit all seinen verschiedenen Informationssystemen non-stop, 24 Stunden am Tag. Er überprüft die Körpertemperatur, den Säure-Basen-Haushalt, die Organfunktionen und auch die Stellung der Gelenke bzw. der Gelenkflächen zueinander. Stehen die beiden Knochen optimal zueinander? Haben wir eine gleichmäßige Belastungsverteilung im Gelenk? Lässt sich das Gelenk ohne Einschränkungen funktionell endgradig bewegen?
Wie kann es zu einer gestörten Belastungsverteilung kommen?
Eine der Hauptursachen liegt sicherlich in mechanischen oder organischen Traumen. So kann ein Umknicken die Gelenkmechanik im Mittelfuß und/oder Sprunggelenk negativ verändern. Ein gereizter Darm kann durch stetige isometrische Anspannung zu veränderten Spannungsverhältnissen im Unterbauch führen und somit die Position der Beckenschaufeln und der Lendenwirbelsäule ungünstig beeinflussen. Die Liste an möglichen Ursachen ist hierbei schier unendlich.
Sollte der Körper registrieren, dass eine gleichmäßige Belastungsverteilung im Gelenk nicht mehr gegeben ist, aktiviert sich automatisch ein Schutzprogramm, um weitere strukturelle Schäden zu verhindern.
Der Körper spannt nun alle Strukturen, primär Muskeln, die das Gelenk umgeben an, um eine sinnvolle, funktionelle Immobilität im betroffenen Gelenk zu erzeugen. Das Gelenk wird also funktionell blockiert.
Durch diese funktionellen Blockaden verhindert der Körper weitere endgradige Bewegungen im Gelenk, die im weiteren Verlauf zu einer Überlastung der Gelenkflächen und somit zu einer Gelenkflächenentzündung führen könnten. Trotz der sinnvollen Blockade entsteht dennoch eine Überbelastung der Gelenkpartner, weshalb es häufig zu kleinen Entzündungsreaktionen in den betroffenen Gelenken kommt. Mikro Schwellungen lassen sich unter der Haut um das Gelenk häufig palpieren.
Global gesehen bringt diese Immobilität auch viele neue koordinative Herausforderungen für den Körper mit sich. Bewegungsabläufe müssen nun neu erfunden und optimal auf die gestörte Gelenkbeweglichkeit angepasst werden. Angrenzende Gelenke versuchen ebenfalls die Immobilität zu kompensieren, was zu neuen dysfunktionalen Statik- und Bewegungsmustern führen kann. Aus diesem Grund “wandern” lokale Probleme häufig durch den gesamten Bewegungsapparat und bleiben selten lokal.
Wie kann man Blockaden lösen? Was gilt es zu beachten?
Wichtig ist es herauszufinden, wo die primäre Ursache der Problemkette liegt. Beginnt sie im Fuß und steigt über die Knieaußenseite hoch in Richtung Becken und LWS oder beginnt sie in der Halswirbelsäule (HWS) und kompensiert langsam in Richtung Füße?
Ist die Ursache gefunden sollte die Therapie zuerst mit der Behandlung der gelenkumgebenden Weichteile begonnen werden. Es bietet sich an die Schutzspannung aus der betroffenen Muskulatur zu nehmen, um effektiver auf das gestörte Gelenk einwirken zu können. Auch das Bindegewebe hat unter der Immobilität gelitten und “verklebt” häufig in diesem Bereich. Dies sollte auch im Rahmen der vorbereitenden Maßnahmen behandelt werden.
Anschließend sollte durch Techniken der manuellen Therapie oder Chiropraktik das Gelenk mobilisiert werden, um die ursprüngliche Gelenkproblematik aufzuheben.
Wieso kommen Blockaden so häufig wieder?
Einer der Hauptgründe liegt sicherlich in der globalen Anpassung des Bewegungsapparates und seinen koordinativen Bewegungsmustern.
Selbst nach erfolgreicher Mobilisation ist es für den ökonomisch ausgerichteten Körper leichter sich die alte Blockade zurück zu holen, als das gesamte System erneut neu anzupassen. Das ist auch der Grund warum sich akute Probleme deutlich schneller und erfolgreich behandeln lassen, als Probleme die seit Monaten oder Jahren vorhanden sind.
Es gilt also die Therapie einige Male zu wiederholen und immer den aktuellen Ist-Zustand zu bewerten und zu behandeln.
Essentiell, nach erfolgreicher Therapie, ist die funktionelle Stabilisierung des Systems durch Krafttraining. Es gilt eine sinnvolle Spannung auf das funktionierende System zu applizieren, um es zu kräftigen und in der guten Position zu halten. Neben dem Applizieren sinnvoller Spannung ist auch das Erleben neuer koordinativer Bewegungsabläufe während dem Training wichtig, um alte Muster zu durchbrechen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben oder ebenfalls an wiederkehrenden Blockaden leiden, melden Sie sich gerne bei uns.
Alles Gute,
Thomas Armbrecht